SAFETOOL

Ein Werkzeug für die humanitäre Nothilfe im Südsudan

Notleidende Menschen in Konfliktgebieten benötigen spezifisches Werkzeug, um mit landesüblichen Materialien eigenhändig Unterkünfte errichten und reparieren zu können. Dieses Werkzeug muss so gestaltet sein, dass es bei gewalttätigen Auseinandersetzungen möglichst nicht als Angriffswaffe missbraucht werden kann.

In enger Kooperation mit Hilfsorganisationen, Betroffenen im Südsudan, Forensikern und weiteren Fachpersonen entwickeln wir ein SafeTool genanntes Werkzeug. Es soll zusammen mit weiteren lebenswichtigen Gütern in Krisenregionen grossflächig abgegeben werden und notleidende Menschen (besonders Frauen) entlasten. Dadurch wird den Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet und darüber hinaus der Verbrauch von Plastikplanen reduziert.

WARUM EIN SAFE TOOL

Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) empfiehlt, wenn möglich lokale Materialien, Fähigkeiten und Techniken für den Bau von Notunterkünften zu nutzen. Darum ist der Bau traditioneller Unterkünfte mit heimischen nachwachsenden Rohstoffen ideal.Nothilfeorganisationen verteilen keine herkömmlichen Werkzeuge wie die Machete oder die Sichel, da sie leicht als Angriffswaffe eingesetzt werden können. Weil entsprechende Werkzeuge fehlen, werden zum Bau von Unterkünften bisher vor allem Plastikplanen abgegeben.

Der Einsatz des SafeTool zum Bau von Unterkünften ist in mehrfacher Hinsicht nachhaltig und dient der Hilfe zur Selbsthilfe:
• Plastikplanen halten den Belastungen weniger lange stand als natürliche Materialien und müssen deshalb oft ersetzt werden. Die zerstörten Planen werden zu Abfall.
• Natürliche Materialien (Gräser und Hölzer) isolieren besser als Plastikplanen.
• Traditionelle Bauweisen, die auf natürlichen Ressourcen aufbauen, können weiter gepflegt und an die jüngeren Generationen weitergegeben werden.

SITUATION IM SÜDSUDAN

Von 12 Millionen Südsudanesinnen und Südsudanesen benötigen mehr als 7 Millionen humanitäre Hilfe und Schutz. 6.3 Millionen Menschen haben akut keine Nahrungssicherheit. Im Land sind 1.9 Millionen Menschen aus ihren Behausungen vertrieben, und weitere 2.4 Millionen aus dem Land Geflohene warten darauf, zurückkehren zu können. Bis zu 1.7 Millionen Menschen haben wegen Flucht und Plünderung keinen Zugang zu Werkzeugen. In erster Linie sind davon Frauen betroffen, die mehrheitlich für den Haushalt und den Bau der Unterkünfte zuständig sind.

FELDVERSUCHE IM SÜDSUDAN

Die zweiten Generationen von zwei verschiedenen Prototypen – je 30 Stück – wurden im Frühling 2018 von Frauen- und Männergruppen sowie von Fachpersonen der humanitären Nothilfe im Südsudan getestet. Parallel dazu begutachteten Expertinnen und Experten der Rechtsmedizin der Universität Bern die Werkzeuge hinsichtlich der Reduktion des Gefahrenpotenzials. Aufgrund der Ergebnisse dieser Tests werden wir das SafeTool überarbeiten und für die Produktion und Implementierung noch in diesem Jahr im Südsudan vorbereiten.

INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT

In die Entwicklung sind Betroffene im Einsatzgebiet und Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Nothilfe, Rechtsmedizin und Botanik eingebunden. Ausserdem arbeiten wir mit Messerschmieden und mit Industriepartnern. Wir wenden die Methoden des Human Centered Design an. In deren Zentrum steht der Einbezug der wichtigsten Anspruchsgruppen in die Realisierung nachhaltiger Lösungen für die Hilfe zur Selbsthilfe.

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